Die Geschichte der Pfarrei St. Nikola/Landshut
Die Ansiedlung im heutigen Stadtteil Nikola ist wesentlich älter als die Stadt Landshut, die im Jahre 1204 gegründet wurde.
Die ersten gesicherten Daten stammen aus dem Jahr 1157, als St. Nikola eine Filialkirche von Ergolding wurde.
Man weiß aber, daß das Gebiet der heutigen Pfarrei bereits sehr früh besiedelt wurde (archäologische Funde auf dem Gebiet des heutigen Nordfriedhofes reichen bis in die Zeit um 4700 v.Chr. zurück) und seit der spätrömischen Zeit ein Isarübergang und ein Verkehrsknotenpunkt existierten.
Der Patron der Kirche, der Hl. Nikolaus als Schutzpatron der Reisenden, läßt vermuten, daß bereits sehr früh ein Gotteshaus an dieser Handelsroute existiert haben dürfte.
Im 5. Jahrhundert wurde der Isarübergang einige Kilometer Isarabwärts verlegt und stand unter der Kontrolle des Regensburger Bischofs. Im Zuge der Stadtgründung (die auf eine Auseinandersetzung um Macht und Zölle zwischen Herzog Ludwig dem Kehlheimer und dem damaligen Regensburger Bischof um die bewußte Brücke zurückzuführen ist - Herzog Ludwig ließ die "bischöfliche" Brücke nebst schützender Burg zerstören und errichtete an alter Stelle wieder einen Isarübergang nebst schützender Burg, der sogenannten Landshut) wurde die Ansiedlung "eingemeindet", die Kirche St. Nikola wurde an das 1232 von Ludmilla, der Witwe Ludwigs des Kehlheimers, gegründete Zisterzienserinnenabtei Seligenthal angeschlossen.
Es gibt nach heutigem Wissensstand keine Dokumente, die belegen, seit wann St. Nikola eine selbständige Pfarrei ist. Das älteste erhaltene Matrikelbuch stammt aus dem Jahr 1616.
Im Zuge von Renovierungsarbeiten an der heutigen Kirche Alt St. Nikola in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden bei den umfangreichen Sicherungsmaßnahmen am Fundament Reste eines romanischen Vorgängerbauwerks aus Stein entdeckt. Der rechteckige Bau läßt sich auf das 11. oder 12. Jahrhundert datieren. Vermutlich existierte aber bereits früher ein hölzerner Vorgängerbau. Die Ansiedlungen entlang der Isar wurden in sumpfigem Gelände vorgenommen. Daher mußten alle Bauten auf Fundamente aus in den Boden getriebenen Holzpfählen errichtet werden. Das ist über Jahrhunderte gut gegangen, bis man im 20. Jahrhundert angefangen hat, die Gewässer zu regulieren und den Grundwasserspiegel abzusenken. Damit standen all diese Fundamentpfähle im Trockenen und begannen zu modern. Resultat: allen alten Landshuter Kirchen bröselt(e) das Fundament unter den Mauern weg. Das Schicksal teilt Alt St. Nikola unter anderem mit St. Martin, St. Jodok, St. Blasius, St. Ignatius und St. Sebastian.
Reste der Vorgängerkirche können in Alt St. Nikola im Archäologischen Fenster betrachtet werden. Nach Abschluss der Sanierung wurde ein etwa fünf Quadratmeter großes Loch im Boden offen gelassen, in dem die Reste der alten Außenmauer und des Ziegelfußbodens zu sehen sind.
Nach drei Erweiterungsbauten waren die Möglichkeiten des romanischen Bauwerks erschöpft. 1252 wird das angegliederte St. Bartelmä-Leprosenhaus (das bis ins 18. Jahrhundert als Armenhaus bestand) erstmals urkundlich erwähnt - man geht davon aus, daß die Erweiterungsmaßnahmen zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen waren.
Im 14. Jahrhundert wurde daher ein weiterer Umbau im gotischen Stil vorgenommen. Diesmal allerdings nicht mehr als Erweiterung des Romanischen Baus, das neue Gebäude (von dem noch Reste der Seitenmauern im heutigen Chor erhalten sind) wurde über der romanischen Kirche errichtet. Ihre heutige Gestalt erhielt die Kirche schließlich bei einem weiteren Umbau der Ende des 15. Jahrhunderts abgeschlossen war (das läßt sich auf 28 Jahre genau eingrenzen: Die im Gewölbe des Chores angebrachten Schlußsteine zeigen neben Maria mit dem Kinde und dem Hl. Nikolaus als Patron der Kirche auch die Wappen der weltlichen Förderer des Kirchenbaus. Hier sind neben den Wappen der Stadt Landshut und des Klosters Seligenthal auch die Wappen von Herzog Georg dem Reichen und seiner Gemahlin Hedwig von Polen zu sehen. Deren Hochzeit fand 1475 statt. Das Gebäude muß also nach diesem Zeitpunkt eingewölbt worden sein. Herzog Georg verstarb am 1. Dezember 1503, der Schlußstein mit seinem Wappen muß also vorher gesetzt worden sein.
An der Kirche selbst wurden in den kommenden Jahrhunderten praktisch keine Veränderungen mehr vorgenommen, sie hat die Zeit weitgehend unbeschadet überstanden, bis am 19. März 1945, wenige Tage vor Kriegsende, die US Airforce einen Bomberangriff auf den Landshuter Hauptbahnhof flog. Nachdem hierbei auch Bomben in der fast zwei Kilometer entfernten Altstadt niedergingen, ist es ein Wunder, daß die Kirche nur ein paar leichtere Treffer abbekommen hat. Aber das hat ausgereicht um den Friedhof rund um die Kirche vollständig zu verwüsten, die Westfassade zum Einsturz zu bringen und große Teile der Inneneinrichtung und die Orgel zu zerstören. An die Schäden dieses Angriffs und an den Friedhof, der im Jahre 1913 aufgelassen wurde, erinnert heute eine Gedenktafel an der Südfassade des Gotteshauses.
Vom ehemals sehr großen Pfarrgebiet von St. Nikola wurden im Lauf des 20. Jahrhunderts immer wieder neue Pfarreien abgetrennt. So gehörte das Gebiet der heutigen Pfarreien St. Wolfgang (*1942), St. Konrad (*1952) und St. Pius (*1963) einst zur Pfarrei St. Nikola. Seit der Abtrennung von St. Pius besteht die Pfarrei in ihren heutigen Grenzen. Aber auch an der Pfarrei selbst ist die zunehmend dichtere Besiedlung nördlich der Isar nicht spurlos vorübergegangen. Als ab den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts das Gebiet westlich der Luitpoldstraße bebaut wurde (hier standen entlang des Rennwegs nur ein paar vereinzelte Gehöfte), war es wieder soweit: Die alte Kirche St. Nikola war zu klein geworden. In den Jahren 1966 bis 1967 wurde daher auf dem Gebiet des ehemaligen Friedhofes westlich der alten Kirche ein Neubau errichtet. Die Einweihung fand am 1. Oktober 1967 statt, Neu St. Nikola ist seit diesem Tag die Hauptkirche.
Dem Pfarreileben wurde im Jahre 1975 mit der Errichtung des Pfarrheimes Rechnung getragen. Im Jahr 1993 wurde dann festgestellt, daß die Kirche Alt St. Nikola aufgrund der bereits erwähnten Fundamentschäden einsturzgefährdet ist. Die Gutachten ergaben, daß eine Sanierung möglich ist. In den Jahren 1993-2001 war das Gebäde gesperrt. Es mußten in aufwendigen Arbeiten sämtliche hölzernen Fundamentpfähle durch ein Betonfundament ersetzt werden, die Schäden im Mauerwerk (man sieht die Risse noch heute in der Fassade der teilweise abgesunkenen Südseite) und am Dachstuhl saniert werden. Die mit Unterstützung der Stadt Landshut, des Freistaates Bayern und der Diözese Regensburg durchgeführten Arbeiten konnten nach achtjähriger Bautätigkeit mit der Wiedereröffnung am 6. Dezember 2001 abgeschlossen werden. Entsprechend dem neuen Verwendungszweck als Gotteshaus und als Kulturraum wurde der Innenraum im Zuge der Sanierung neu gestaltet.
Die Außenanlagen rund um die beiden Kirchen wurden im Jahr 2003 in der heutigen Form fertiggestellt.
Für weitere Informationen zur Geschichte der Pfarrei und der Kirchen verweisen wir auf den Kirchenführer aus dem Verlag Schnell & Steiner GmbH, Regensburg. ISBN 3-7954-5092-6