Osterrieder Krippe in Alt-St.Nikola

Der Künstler

Sebastian Osterrieder war ein niederbayerischer Bildhauer und Krippenkünstler (1864-1932).Während seiner frühen künstlerischen Laufbahn war er bekannt und gefragt für Reliefs, Porträtbüsten und Monumentaldenkmäler. In seiner Liebe zu Weihnachtskrippen fand er seine Berufung. Im Laufe seiner langen Schaffenszeit als Krippenbauer schuf er qualitätvolle Krippen für viele Kirchen und Klöster, den Papst, das deutsche Kaiserpaar und viele andere. Er verkaufte nicht nur einzelne Krippenfiguren und Figurengruppen, sondern stellte ganze Szenen zusammen und ließ dazu passende Panoramen anfertigen. Zunächst schnitzte er seine Figuren in Holz, bald aber erfand er eine eigene Gusstechnik, den „französischen Hartguss“. Für seine Inszenierungen arbeitete er gerne mit Lichtstimmungen und bot auch elektrifizierte Krippen an.

Die Osterrieder Krippe in St. Nikola
Seit dem Weihnachtsfest der Jahre 1908/1909 bereichert eine orientalische Osterrieder Krippe unsere alte Pfarrkirche. Die meisten der ursprünglich erworbenen Figuren sind trotz der langen Zeit glücklicherweise erhalten geblieben.

Als Krippe in vier Aufzügen wurde sie gekauft:
   1. Die Verkündigung an die Hirten
   2. Die Geburt Christi
   3. Der Zug der Heiligen Drei Könige
   4. Die Anbetung der Heiligen Drei Könige

Verschiedene Aufzüge werden nicht mehr aufgestellt. Der Kasten wird seit Jahren mit allen Figuren und Tieren gleichzeitig bestückt und nicht verändert, um die empfindlichen Figuren zu schonen.
Die Krippenfiguren sind aus der typisch Osterrieder´schen Gussmasse gefertigt.
Eine Masse aus Alabastergips, Champagnerkreide und Hasenleim, verstärkt mit Rupfenstücken und Draht, ermöglichte ein feines Ausformen. Manche der dargestellten Menschen und Tiere besitzen Glasaugen. Die Figuren wurden anatomisch gestaltet und dann mit einer speziellen Technik bekleidet (kaschiert) und bemalt.
Die unterschiedlichen Größen der Krippenfiguren sind perspektivisch zu betrachten. Große Figuren gehörten ursprünglich nach vorne zum Betrachter, die kleinen nach hinten.

Das Panorama
Das große Panoramagemälde für den Hintergrund der Krippe stammt von dem Kunstmaler Josef Krieger, der auch an der Gestaltung des bekannten „Altöttinger Panoramas“ beteiligt war.

Neuaufstellung
Im Jahr 2023 wurde die Krippe vollständig ausgeräumt. Nach Reinigungsarbeiten spannte man das Panorama neu auf, den Boden der Krippe und die Botanik passte man noch mehr dem orientalischen Stil an. Ein ausgefeiltes Beleuchtungskonzept bringt die schönen Figuren mehr zur Geltung und lässt es zu, dem Betrachter verschiedene Szenen der Weihnachtsgeschichte vorzuführen.
Die Fotografie für den Verkündigungsengel wurde vom Bayerischen Nationalmuseum zur Verfügung gestellt. Der dargestellte Osterrieder Engel ist auf Folie gedruckt und wurde auf eine Kunststoffplatte aufgezogen.

Text Gabi Amannsberger
Bild "Sebastian Osterrieder" mit freundlicher Genehmigung von Dr. Hermann Vogel aus dem Buch „Sebastian Osterrieder, der Erneuerer der künstlerischen Weihnachtskrippe“

Die Beleuchtungsszenen

Durch Drücken des Tasters startet ein etwa dreiminütiges Beleuchtungsprogramm. Dabei verändert sich die Lichtstimmung in der Krippe fortlaufend. In den sieben Szenenbildern werden nacheinander die zitierten Bibelstellen im wörtlichen Sinn „beleuchtet“ bevor die ganze Krippenaufstellung im hellen Licht zu sehen ist.
Viel Freude bei der Betrachtung!

   1. Nacht in Bethlehem
Es geschah aber in jenen Tagen, dass Kaiser Augustus den Befehl erließ, den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen. … Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef von der Stadt Nazareth in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete.

  2. Kein Platz in der Herberge
Auf der Krippenhöhle befindet sich das „Haus der Abweisung“.

   3. Die Geburt Christi
Es geschah, als sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.

   4. Die Verkündigung an die Hirten
In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie und sie fürchteten sich sehr. Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.

   5. Anbetung der Hirten
Und es geschah, als die Engel von ihnen in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Lasst uns nach Betlehem gehen, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr kundgetan hat! So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag.

   6. Der Zug der Könige
Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, siehe, da kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. … Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.

   7. Anbetung der Könige
Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.

   8. Nacht in Bethlehem

Text aus der Einheitsübersetzung der Bibel
Textauswahl und Textgestaltung: Dr. Johannes Steurer und Gabi Amannsberger
Bild „Osterrieder Engel“ mit freundlicher Genehmigung des Bayerischen Nationalmuseums München

Detailaufnahmen der Krippe: